Mittelalter bis Neuzeit
Russlands Krieg gegen die Ukraine hat Europa radikal verändert und eine epochale Verschiebung der Weltentwicklung ausgelöst. Deutschlands lang gepflegte Illusionen über Krieg und Frieden haben das Land und Europa erpressbar und verwundbar gemacht. Der Sicherheitsexperte Christian Mölling analysiert die sicherheitspolitische Lage und zeigt, was sich ändern muss, damit uns nicht fatale Folgen drohen. Dr. Christian Mölling ist Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Er forscht und berät seit über 20 Jahren zu Sicherheit und Verteidigung. Seit dem 24. Februar 2022 ist er als Experte auch aus dem öffentlichen Diskurs nicht mehr wegzudenken.
Keine andere historische Figur der belgischen Geschichte wird so kontrovers diskutiert wie Léopold II. von Belgien. Denn Léopold war nicht nur belgischer Souverän, sondern auch Herrscher über ein riesiges Gebiet in Zentralafrika - den 1885 gegründeten "Kongo-Freistaat". Historiker sind sich einig, dass Leopolds Herrschaft im Kongo zu den dunkelsten Kapiteln der europäischen Kolonialgeschichte gehört. Die Wahrnehmung seiner Person in der belgischen Gesellschaft ist hingegen bis heute ambivalent. Wie kommt es zu diesen unterschiedlichen Deutungen Léopolds II. und welche Faktoren bedingen eine kritische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Léopold? Dr. Julia Seibert hat zur Geschichte des Kongo und zu Léopold II. publiziert – u. a. in dem Sammelband „Tyrannen: Eine Geschichte von Caligula bis Putin“, der 2022 bei C.H. Beck erschien.
Das mittelalterliche Reich stand ganz genau in der Tradition Karls des Großen (747-814), weshalb sich seit Otto dem Großen in den Jahren zwischen 936 und 1531 fast alle Könige und Kaiser in der Grabkirche Karls, dem von ihm als Pfalzkapelle errichteten Aachener Münster, krönen ließen.
Auch unter Ottonen, Saliern und Staufern galt das Wahlprinzip, doch war der Kreis der notwendigen Königs- und Kaiserwähler unter den Fürsten und Bischöfen noch nicht definiert. Erst die Goldene Bulle des Jahres 1356 regelte per Reichsgesetz den Kreis der Wahlberechtigten unter Luxemburgern und Habsburgern.
In nur zwei Generationen bestieg die sächsische Herzogsdynastie nicht nur den Reichsthron zu Aachen, sondern erneuerte glanzvoll die Kaiseridee Karls des Großen. Spektakuläre Eheschließungen erweiterten den Horizont im Süden, wie überhaupt unter den Ottonen die weibliche Machtbeteiligung im Mittelalter ihren Höhepunkt erreichte.
Der rheinfränkischen Grafenfamilie gelang durch Einheirat in das ottonische Herrscherhaus ein einzigartiger Aufstieg: Ein Mitglied der Familie wurde als Gregor V. erster deutscher Papst, dessen Neffe Konrad II. der Nachfolger des kinderlosen Ottonen Kaiser Heinrich II. Die letzten beiden Salier gerieten mit dem erneuerten Papsttum in einen Konflikt, der immer stärker eskalierte.
Heinrich VII., dem ersten König dieser Dynastie, gelang es nicht, seiner Rolle als Hoffnungsträger gerecht zu werden und die Verhältnisse in Italien zugunsten des Reiches zu stabilisieren. Frankreich weitete zudem seine Ostgrenze aus, sodass die Luxemburger sich auf die durch Heirat erlangten Königreiche und Ungarn konzentrierten. Prags Ausbau zur Hauptstadt des Reiches kündet bis heute davon.
Der Weg zum Weltreich war den Habsburgern zunächst nicht in die bescheidene Wiege gelegt. Mit der Ermordung Albrechts I. endete 1308 schon nach zwei Generationen für lange Zeit die Königsherrschaft. Erst als Kaiser Sigismund aus dem Haus Luxemburg einen Habsburger mit seiner Erbtochter verband, erlangte die Dynastie neben Böhmen und Ungarn die Krone des Heiligen Römischen Reichs.
Die Hochzeit mit der Tochter Kaiser Heinrichs V. brachte den Staufern nicht nur das Herzogtum Schwaben ein, sondern nach dem Tod Heinrichs auch das salische Hausgut. Den Weg zum Thron musste sich das Herrschergeschlecht jedoch mühsam erkämpfen. Durch die Erweiterung des Stauferreichs um Süditalien und Sizilien entstand das größte mittelalterliche Herrschaftsgebiet.